Ich bin iM EINsatz: ‚Der Desinfektor von Mazar-e Sharif‘

Schwielowsee / OT Geltow (pressrelations) –

Ich bin iM EINsatz: „Der Desinfektor von Mazar-e Sharif“

Von Afrika bis zum Kosovo, auf zwei Weltmeeren und in Afghanistan: In sechzehn Einsatzgebieten leisten deutsche Soldaten täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Mein Einsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Mein Name ist Marcel R., ich bin Oberfeldwebel und 31 Jahre alt. Ich bin zum fünften Mal im Einsatz und das zweite Mal in Afghanistan. Zuvor war ich bereits in SFOR, bei UNIFIL und bei KFOR tätig.

In Deutschland leiste ich meinen Dienst in Weißenfels. Dort bin ich in der Überwachungsstelle für öffentlich-rechtliche Aufgaben des Sanitätsdienstes der Bundeswehr Ost eingesetzt. In Mazar-e Sharif gehöre ich dem Sanitätshygienetrupp an und nehme als Teileinheitsführer die Aufgaben des Desinfektors wahr. Bei der Bundeswehr bin ich seit März 2005.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Mein Kernauftrag besteht darin, übertragbare Krankheiten und unliebsames Getier von den Kameraden fernzuhalten, um die Einsatzfähigkeit der Soldaten aufrecht zu erhalten. Hierzu stelle ich mit meinen Kameraden Fallen im Camp Marmal auf und überprüfe diese regelmäßig. Auch fangen wir ungebetene Gäste, wie Schlangen oder Walzenspinnen, ein, die Kameraden im Camp gesichtet haben. Zwei von uns befinden sich somit immer in Rufbereitschaft und rücken aus, wenn wir alarmiert werden.

Es freut mich, dass unser Team auch 100 Tage nach Einsatzbeginn noch immer hoch motiviert ist und viel Spaß an der Arbeit hat. Ich stelle aber immer wieder fest, dass die Arbeit unter ABC-Schutz für viele Soldaten anfangs eine Herausforderung ist. Sie sind die körperliche Belastung schlicht nicht gewohnt und kommen besonders in den Sommerkontingenten schnell an ihre Belastungsgrenzen. Daher mein Appell an alle: Treibt regelmäßig Sport.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders

Durch den Einsatz an ständig wechselnden Orten bekomme ich schnell einen Einblick in einen Großteil des Lagerlebens. Dabei lerne ich interessante Kameraden und andere Tätigkeitsfelder kennen. Zusätzlich arbeite ich mit meinen Kameraden in den Bereichen außerhalb Mazar-e Sharifs – auch in Termez und in Kabul gibt es sehr viel für uns zu tun.

Mich motiviert es, wenn sich Kameraden anderer Nationen mit dem „Daumen nach oben“ erkenntlich zeigen oder mich und mein Team auf einen Kaffee einladen. Auch ist es immer wieder interessant, wenn uns die Kameraden nachdem der Auftrag erledigt ist, ihre Teileinheit zeigen und uns erklären, welche Aufgaben sie erfüllen. Die Aufgaben hier sind so vielfältig, dass ich selbst immer wieder überrascht bin.

Einmal hatte ich mit meinem Team den Auftrag, einen chemischen Sperrgürtel um die Wachtürme der armenischen Kameraden zu legen, weil sie nachts von Skorpionen und Walzenspinnen geplagt wurden. Wegen der Hitze verlegten wir die Arbeit in die späten Abendstunden. Recht schnell bemerkten wir, dass es irgendwo einen Riss in der Meldekette gab – als wir unter ABC-Vollschutz vor den Türen der Wachtürme standen und mit der Arbeit begannen, reagierten die Wachsoldaten doch etwas verstört. Ihnen mit der Schutzmaske im Gesicht verständlich zu machen, dass wir zu den „Guten“ gehören, war eine große Herausforderung für beide Seiten. Hinterher haben wir alle gemeinsam darüber gelacht.

Das vermisse ich hier am meisten.

Am meisten vermisse ich hier den morgendlichen Kaffee mit meiner Freundin.

Das sind meine Pläne, Wünsche und Grüße.

Schön wäre, wenn wir im Lager noch einen Skorpion und eine Kobra fangen würden. Ich grüße alle öffentlich-rechtlichen Aufsichten und das Gesundheitsamt Nordsachsen mit meinen dortigen Ausbilderinnen, Gudrun P. und Kathrin R.

Ebenso einen Gruß an Benni S. nach Mali mit dem Stichwort „hier läufts“.

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