Zülpich (wnorg) – Die globalisierte Wirtschaft ist ein kompliziertes Geflecht. Weltweite Zulieferketten greifen wie ein Räderwerk ineinander. Auch Japans Wirtschaft ist ein wichtiger Teil dieses Räderwerks. Ein zeitweiser Ausfall der japanischen Produktion könnte insbesondere die Elektronikindustrie und die Automobilwirtschaft treffen.
Michael von Hochstetten, Ressortleiter für Weltwirtschaft und Finanzmärkte am Institut für Wirtschaftsforschung IWB, erläutert für wirtschaftsnachrichten.org die Risiken nach einem japanischen Wirtschafts-GAU: „Sollte sich die Katastrophenlage in Japan zu einem Wirtschafts-GAU mit nachhaltiger Beeinträchtigung wichtiger Produktionsstandorte entwickeln, würden weltweit vernetzte Produktionsketten empfindlich gestört. Zunächst könnte es Japans wichtige Handelspartner in Asien treffen. Die Produktion dort geriete ins Stocken und bei nachhaltigen Produktionsstörungen auch die Wachstumsdynamik dieser asiatischen Länder. Diese würde auch das internationale Währungsgefüge erschüttern.
Kommt es bei einem japanischen Wirtschafts-GAU zu einer mehrwöchigen Talfahrt der sich gegenseitig beeinflussenden Aktienmärkte, könnte dies panikartige Reaktionen an den Finanzmärkten auslösen. Da die europäischen Finanzmärkte derzeit ohnehin schon sehr sensibel auf jede Störung reagieren, könnte ein Vertrauensverlust in die weltweiten Aktienmärkte und Turbulenzen im internationalen Währungssystem auch die europäische Leitwährung in Schwierigkeiten bringen. Solche Turbulenzen könnten auch den Markt für Staatsanleihen zu einem ungünstigen Zeitpunkt empfindlich treffen. Das würde Ländern wie Griechenland, Portugal und Irland zusätzlich Kopfzerbrechen bereiten.
Gleichzeitig aber könnte die Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen deutlich zunehmen. Die deutsche Volkswirtschaft könnte ohnehin ungewollt zu einem Zufallsprofiteur einer japanischen Produktionskrise werden. Denn die deutsche Wirtschaft ist durchaus in der Lage bei andauernden japanischen Produktionsausfällen weltweit mit eigenen Produkten einzuspringen. Dies gilt insbesondere für komplexe Fertigprodukte wie zum Beispiel Autos“, so Michael von Hochstetten.
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