Psychologin erklärt, warum sich Kind und Karriere für beide Elternteile in der Bundesrepublik noch schwer vereinbaren lassen | Life-Coaching für Dual Career Couples kann Abhilfe schaffen
Berlin | Heidelberg | Wiesbaden, 21.08.2013. Trotz Ausbaus des Betreuungsangebots für Kinder gilt eine Frau, die ihr Kind nicht jahrelang selbst zuhause betreut, in Deutschland immer noch schnell als „Rabenmuter“. Nach Ansicht von Psychologin Astrid Schreyögg hat das dazu geführt, dass gerade die hoch qualifizierten Frauen in der Bundesrepublik in einen „Gebärstreik“ eingetreten sind. Im Interview mit Springer für Professionals berichtet sie, dass bei uns Kind und Karriere unter anderem deshalb zeitlich kaum zu vereinbaren seien, weil in deutschen Firmen überzogene Arbeitszeitvorstellungen bestünden und es insgesamt an Förderung und Unterstützung mangele. Ergebnis: keine Familie wegen Doppelkarriere. Abhilfe kann Ihrer Meinung nach allerdings das sogenannte Life-Coaching bringen. Ziel: Familie, Karriere, Partnerbeziehung und individuelle Bedürfnisse in Balance halten.
Familie trotz Karriere kann funktionieren, nicht nur in den sozialpolitisch vorbildhaften Staaten Skandinaviens. Schon heute leben zehn Prozent der deutschen Akademiker-Paare in einer Situation, in der beide, also Frau wie Mann, eine Karriere verfolgen und dennoch nicht auf Kinder verzichten. Auch Astrid Schreyögg selbst lebt seit 35 Jahren in dieser Konstellation. Ihr Fachwissen bringt sie kombiniert mit den persönlichen Erfahrungen einer Doppelkarriere-Familie in das Life-Coaching von berufstätigen Paaren mit Kindern oder Kinderwunsch ein. Mit unterschiedlichen methodischen Maßnahmen und prozessualen Handlungsstrategien macht die Psychologin diese sogenannten Dual Career Couples zu Dual Care Couples. Nach dieser modernisierten Lebensform sehnen sich übrigens nicht nur die Frauen. „Heute wollen auch immer mehr Männer in einer glücklichen Doppelkarriere-Familie leben“, betont die Expertin. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern würde der deutsche Staat solche Paare allerdings nicht ausreichend fördern.
Schon allein angesichts der Auswirkungen des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels sei ein radikales Umdenken in Politik und Wirtschaft aber unerlässlich. Neben der kompetenten Lebensberatung gelte es deshalb, die Infrastruktur attraktiv zu gestalten – zum Beispiel durch ein erweitertes Angebot von Ganztagsschulen und entsprechenden Freizeiteinrichtungen. Erste Chancen auf Veränderung böten laut Schreyögg etwa die Möglichkeiten des virtuellen Managements, denn moderne Technologien könnten die Gesellschaft von „manchen familienfeindlichen Mobilitätsanforderungen“ befreien. So erlaube Heimarbeit zum Beispiel mehr Qualitätszeit mit dem Nachwuchs. Vorreiter seien hierbei besonders die Internet-Wirtschaft und die Wissenschaft.
Eine gewisse Flexibilität sei auch beim Life-Coaching wichtig, bei dem es um die Beratung für den Beruf in der jeweiligen Lebenswelt geht. In ihrem gerade bei Springer VS erschienenen Fachbuch „Familie trotz Doppelkarriere“ erklärt Astrid Schreyögg, dass die vier Elemente Familie, Karriere, Partnerbeziehung und individuelle Bedürfnisse je nach Stadium, in dem sich eine Doppelkarriere-Familie befindet, eine unterschiedliche Priorität haben. Diese bestimme sich in erster Line nach dem Alter der Kinder und nach der Karriereentwicklung der Partner.
Dr. Astrid Schreyögg ist freiberuflich als Coach, Supervisorin, Psychotherapeutin und als Ausbilderin von Coaches an Hochschulen und Akademien tätig.
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www.springerprofessional.de/4602234.html | Springer für Professionals: Interview mit Dr. Astrid Schreyögg
www.springer-vs.de/978-3-658-01674-6 | Informationen zum Buch „Familie trotz Doppelkarriere“
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