Grillunfälle: Sinnlos und vermeidbar

Schadenverhütung: Hände weg von Brennspiritus / Jährlich 500 Schwerverletzte / Besonders Kinder gefährdet / IFS mahnt zur Vorsicht
Grillunfälle: Sinnlos und vermeidbar
Lebensgefahr durch Brennspiritus. Oft brennt durch den Rückschlag auch der Inhalt der Flasche in der Hand.

Kiel, im Juni 2011. Die Grillsaison hat in diesem Jahr besonders früh angefangen – und auch schon erste Opfer gefordert. Mindestens 70 Millionen Mal wird Jahr für Jahr zwischen April und Oktober im Freien gegrillt. Es ist erstaunlich, dass trotz ständiger Warnungen, Fernseh- und Medienberichten oder Youtube-Kampagnen nach wie vor so zahlreiche leichtfertig verursachte Unfälle passieren. „Grillunfälle sind meiner Meinung nach die einzigen Unfälle, die zu hundert Prozent vermeidbar sind“, sagt Adelheid Gottwald, Vorsitzende der Initiative für brandverletzte Kinder,“Paulinchen e.V.“. Man müsse nur den Spiritus vermeiden.

Seit Jahren ist die Anzahl der Unfallopfer leider unverändert zu hoch. Unfallberichte von Feuerwehren und Krankenhäusern sind erschreckend. Rund 4.000 Menschen verletzten sich auch 2010, statt ihr Grillgut zu genießen. 500 Menschen werden jährlich mit schwersten Verbrennungen vom Notarzt abgeholt – und ihr Leben lang daran den-ken.

Auch jeder Anwesende trägt Verantwortung. Was viele nicht wissen: Wer beispielsweise seinen Freund nicht daran hindert, Spiritus ins Feuer zu gießen, der haftet auch. Wer nicht eingreift, der – so hat das Oberlandesgericht Hamm (Az.: 9 U 129/08) geurteilt – ist gleichermaßen mitschuldig. Aber es geht ja gar nicht um Bestrafung. „Wichtiger wäre es, wenn die Vernunft siegt. Denn die Opfer werden ihr ganzes Leben daran erinnert, was in Sekunden passiert“ warnt Dr. Hans-Hermann Drews, Standortleiter des Kieler Institutes für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS) der öffentlichen Versicherer und ergänzt: „Niemals sollte Brennspiritus auf das glühende Holzkohlebett nachgegossen werden. Brandbeschleuniger sind die Hauptauslöser von Grillunfällen – und es besteht Lebensgefahr“.

Wer sich nicht der Brand- und Explosionsgefahr beim Grillen aussetzen will, nimmt harmlose Zündhilfen wie Pasten und Zündwürfel. Gut geeignet sind auch so genannte „Grillstarter“. Das ist im Grunde nur ein Stück Rohr aus Stahl mit Griff und einer gelochten Platte im unteren Teil. Darin wird die Kohle mit Papier entzündet. Durch den „Kamineffekt“ glüht diese schnell durch und kann dann auf den Grill geschüttet werden.

Film zum Thema:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1333682/Grillunfall-13-Jaehriger-geht-es-besser#/beitrag/video/1333682/Grillunfall-13-Jaehriger-geht-es-besser

Auf Nummer sicher beim Grillen

Die Fachleute des Institutes für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer empfehlen:

1.Kinder über die Gefahren aufklären und nicht unbeaufsichtigt lassen!

2.Niemals Brennspiritus oder Benzin auf bereits brennende oder glimmende Kohle gießen. LEBENSGEFAHR!

3.Feuerfesten Untergrund im Freien als Standort wählen und ein standsicheres Gerät verwenden. Kohle nur mit geeigneten Zündhilfen (Anzündern, Trockenspiritus, Pasten, Grillstarter) anzünden.

4.Ausreichend Sicherheitsabstand von Feld, Wald und Flur sowie von brennbaren Stoffen einhalten. Und auf die Windrichtung achten.

5.Beim Einkauf auf sichere und geprüfte Qualität achten, die in der Regel durch DIN- oder GS-Zeichen dokumentiert wird.

6.Grillhandschuhe ohne Kunstfasern und lange Grillzangen benutzen.

7.Selbst bei schlechtem Wetter gehört ein Grill nicht unter den Sonnenschirm und schon gar nicht in einen geschlossenen Raum. Rauch ist giftig und lebensgefährlich.

8.Glutreste sorgfältig ablöschen und erst nach vollständiger Abkühlung entsorgen. Asche ist nicht kompostierbar und gehört in den Restmüll.

Ursachenforschung, Beratung sowie Schulungsmaßnahmen zu den Themen Feuer, Technik und Umwelt sind die Kernaufgaben des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer. Die gewonnenen Erkenntnisse aus tausenden von Gutachten werden in der Beratung zu Sanierungen und im Engagement für Schadenverhütungsmaßnahmen weitergegeben und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Das Institut hat inzwischen eine 125 Jahre alte Tradition und ist neben dem Hauptsitz in Kiel auch in Berlin, Hannover, Düsseldorf, Wiesbaden, Stuttgart und München vertreten. Die Wurzeln des Instituts gehen in das Jahr 1884 zurück, als die Schleswig-Holsteinische Brandkasse in Kiel eine damals einzigartige Brandverhütungsabteilung gründete. 1952 entstand hieraus schließlich das Kieler Laboratorium für Brandschutztechnik und Brandermittlung, das sich durch seine Forschungsergebnisse bald über die Region hinaus einen Namen machte. Aus diesem Labor ging 1976 das IFS hervor.

IFS Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e. V.
Dr. Rolf Voigtländer
Preetzer Straße 75
24143 Kiel
0431 – 7 75 78 – 0
www.ifs-ev.org
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