Deutsche Tierschützer retten Delfine aus Hotel-Pool – Thomas Cook belohnte Delfin-Hotel mit EXCELLENCE AWARD
Nachdem Urlaubsgäste des türkischen 5-Sterne-Hotels Kefaluka in Bodrum kritisch in einem Urlaubsforum über das Schwimmen mit gefangenen verletzten Delfinen in einem kleinen Meereskäfig des Hotels berichteten, entbrannte ein weltweiter Proteststurm. Über das Internet-Netzwerk Facebook erhielt das Hotelmanagement mehrere Tausend Protestnoten. Andreas Morlok, Geschäftsführer von ProWal und Kuratoriumsmitglied des Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF), machte sich noch am Wochenende auf den Weg in die Türkei, um die Tierquälerei zu stoppen.
Die beiden deutschen Meeresschutz-Organisationen hatten bereits im April mit mehreren Helfern Demonstrationen gegen die Delfinarien in der Türkei veranstaltet. Mit den Bürgermeistern der Städte mit Delfinarien (Alanya, Antalya, Belek, Kemer, Kas, Bodrum, Marmaris, Kusadasi und Istanbul) und dem Gouverneur in Antalya führten Andreas Morlok (ProWal) und Jürgen Ortmüller (WDSF) intensive Gespräche, damit die katastrophale Delfinhaltung in den kleinen Betonbecken und den Wasser-Pools gestoppt wird. In Bodrum sagte der Bürgermeister, Mehmet Kocadon, den Tierschützern sofort eine Schließung des Delfinariums zu, nachdem sie ihm Bilder der Käfig-Haltung vorgelegt hatten.
Der Inhaber des Bodrumer Delfinariums verlud daraufhin bei Nacht und Nebel zwei seiner Delfine und schaffte sie in das Kefaluka-Hotel in der Nähe von Bodrum. Dort mussten die Delfine für das Schwimmen mit Hotelgästen herhalten. Für fünf Minuten Schwimmen mit den Meeressäugern sollten die Urlauber 70 Euro bezahlen.
Das Hotel-Management zeigte sich im Gespräch mit ProWal-Chef Andreas Morlok über die Proteste völlig überrascht und versprach, die Delfine sofort wieder aus der Hotelanlage entfernen zu lassen. Nach eigenen Angaben der Hotel-Sprecherin, Emine Mandira, waren sie sich nicht bewusst, welche Folgen die Delfinhaltung für ihr Image hatte. „Nie wieder werden wir solch einer Anfrage mit Delfinen zustimmen“, so Emine Mandira gegenüber dem ProWal-Chef. Pikanterweise hatte Thomas Cook das Hotel kürzlich mit dem EXCELLENCE AWARD ausgezeichnet.
Morlok konnte vor Ort feststellen, dass beide Delfine schwer verletzt waren. Einer der Delfine hatte keine Zähne mehr und offenbar einen Kieferbruch. Der andere hatte blutige Hautabschürfungen im Kopfbereich und einen schweren Sonnenbrand. Der Strand-Käfig hatte nur eine Tiefe von vier Metern, sodass die Tiere überwiegend der sengenden Sonne ausgesetzt waren. In unmittelbarer Nähe des Yachthafens und der Hotel-Disko waren sie Tag und Nacht einem ohrenbetäubenden Lärm ausgesetzt, so Morlok.
Noch am frühen Montagmorgen wurden die beiden geschundenen Delfine per LKW wieder in das Delfinarium in Bodrum transportiert. Die beiden Delfine befanden sich letztes Jahr noch in einem kleinen Minipool in einem Kaufhaus in Bursa. Nach der dortigen Schließung kamen sie in den kleinen Meereskäfig nach Bodrum/Gövernilink. Die Tierschützer fordern für die Delfine sofortige ärztliche Versorgung und ein schonendes Auswilderungsprogramm. Die Kosten von mehr als 100.000 Euro pro Tier soll der Delfinbesitzer übernehmen, der nach Angabe der beiden Organisationen in den letzten fünf Jahren beträchtliche Summen mit seinen Delfinen verdient haben soll.
Mit dem kooperativen Bodrumer Bürgermeister wollen die beiden Organisationen weiterhin Kontakt halten, damit eine Lösung für die eingesperrten Delfine gefunden wird. Mit den anderen Delfinarienstädten sind die Delfinschützer nicht so geduldig. Da dort bisher keine Reaktionen auf die Forderung nach Schließung der Delfinarien erfolgte, riefen ProWal und WDSF jetzt auch über Facebook zum Boykott der türkischen Urlaubsstädte mit Delfinarien auf.-
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