Die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam: Mittlerweile sind Monate ins Land gezogen, seit das Bundesverwaltungsgericht entschieden hat, dass Radlern die Benutzung von Radwegen nur in Ausnahmefällen vorgeschrieben werden darf. Geschehen ist seitdem wenig. Deshalb gibt Ihnen der pressedienst-fahrrad Tipps, wie Sie der Radlerreglementierung trotzen und selbst auf unzumutbaren Radwegen sicher ans Ziel kommen.
[pd-f / cp] Blau und rund prangen sie an hohen Alu-Pfählen, tun unschuldig und friedlich und sind doch Ursache und Ansporn für so manchen Kleinkrieg auf den Straßen dieser Republik: Radwegschilder. Sie sind das Schwert der Autofahrer und bestätigen sie in ihrer Meinung, jeden ahnungslosen Radler auf der Straße lautstark anhupen zu dürfen, wenn es auf den Bürgersteigen zumindest die Andeutung eines Radweges gibt. Und ihn durch Fäuste schütteln und Schimpftiraden noch mehr einzuschüchtern, weil der Radfahrer es wagt, seine Straße zu benutzen.
Die demokratische Methode: Schwerter zu Pflugscharen
Das dies Irrglauben und falsche Gesetzesauslegung ist, hat das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes im November 2010 gezeigt. Demnach dürfen Radfahrer auf der Straße fahren, auch wenn nebenher ein Radweg verläuft. Städte und Gemeinden dürfen nur im Ausnahmefall Radwege als benutzungspflichtig kennzeichnen: nämlich wenn aufgrund besonderer örtlicher Verhältnisse eine erheblich erhöhte Gefährdung für die Verkehrsteilnehmer besteht. Höchste Zeit also, die Schwerter zu Pflugscharen zu machen!
Deshalb startete der Verbund Service und Fahrrad e.V. (www.vsf.de) in seiner Kundenzeitschrift abfahren (Ausgabe 01/2011) einen Aufruf: Die Leser sollen in ihren Heimatorten Listen der Radwege zusammenzustellen, deren Benutzung laut des Urteils nicht mehr mit dem blauen Gebotsschild vorgeschrieben werden darf. Diese können bei der jeweiligen Stadtverwaltung eingereicht werden, samt einem vom VSF entworfenen Musterschreiben, das die Verwaltung zur Demontage der Schilder auffordert. So funktioniere „DemokRADie“, heißt es weiter. Der Tipp vom pressedienst-fahrrad dazu: Wenn Sie als Radfahrer ihr Minitool bei sich tragen, können Sie den hinter ihren Schreibtischen verbarrikadierten Beamten gleich Ihre Hilfe beim Schrauben anbieten. „Die eingesammelten Schilder können dann gern bei uns abgegeben werden“, sagt Andreas Hombach vom Stadtmöbelspezialisten Walter Solbach Metallbau GmbH (www.wsm.eu) mit einem Zwinkern im Auge. „Unsere Produktdesigner würden daraus schon praktische Fahrradparker entwerfen.“ So werden Schwerter zu Pflugscharen, oder besser gesagt: Schilder zu Fahrradparkern. Autofahrer und Radler fänden so vielleicht zu einem friedlichen Miteinander auf den Straßen und auch die Fußgänger müssten sich nicht ärgern, weil überall Räder im Weg stehen oder liegen: Sie wären fein säuberlich an den Radständern geparkt.
Die buddhistische Methode: Dulden, ohne zu leiden
Bis dahin ist es jedoch noch ein steiniger Weg. Radhersteller haben sich zudem schon vor Jahren auf die Gegebenheiten eingestellt und sich Gedanken darüber gemacht, wie den „Radweg“ genannten Holperpisten beizukommen ist. So verfolgt etwa der Darmstädter Radhersteller riese und müller (www.r-m.de) von Beginn an die Strategie, nur voll gefederte Räder für den Alltagsgebrauch zu bauen. „Die Vollfederung erhöht die Fahrsicherheit und die Kontrolle über das Rad immens“, erklärt Tobias Spindler von riese und müller. So würde selbst Schlaglöchern und Wurzelaufwerfungen auf den Radwegen der Schrecken genommen. „Mancher Radweg rechtfertigt gar den Kauf eines Mountainbikes für den Radalltag“, meint Christian Malik, Produktmanager beim Schweinfurter Hersteller Haibike (www.haibike.de). Schließlich dürfte jeder leidgeprüfte Radwegbenutzer dem Mountainbiker, der lässig jede Buckelpiste glattbügelt, einen neidischen Blick hinterher werfen: Dulden, ohne zu leiden. Da macht auch das Radeln in der Schilderstadt wieder mehr Spaß.
Doch auch für Menschen, die ihr Lieblingsrad nicht in den Keller verbannen wollen, nur weil sie in nächster Zeit öfter über „Radwege“ gezwungen werden, gibt es Möglichkeiten, den Weg erträglich zu machen: Viel Komfort ist zum Beispiel über die Reifen nachrüstbar. So erweisen sich etwa Breitreifen wie „Big Apple“ oder „Fat Frank“ vom Reifenspezialisten Schwalbe (www.schwalbe.de) als eine echte Wohltat für Gesäß, Handgelenke und Rücken. Denn er dämpft, wenn er nicht prall aufgepumpt ist, die Schläge, die von der Fahrbahn kommend das Rad erschüttern.
Auch die Firma Humpert (www.humpert.de), Hersteller von ergonomischen Komponenten, hat sich viele Gedanken über die erforderliche Stabilität ihrer Produkte gemacht. Das Ergebnis: Micro Alloy Steel, eine eigens für Humpert entwickelte Stahllegierung, die den Bau von leichten Stahllenkern mit extrem hoher Belastungsgrenze ermöglicht. Die Rückbesinnung auf Stahllenker erklärt Willi Humpert mit den für stark belastete Lenker besseren Eigenschaften dieses Materials: „Aluminium ist nicht so flexibel wie Stahl und bricht deshalb plötzlich und ohne Vorwarnung. Stahl hingegen zeigt deutliche Verformungen, bevor es zum Materialversagen kommt. Der Fahrer kann also den defekten Lenker austauschen, bevor es zu Unfällen kommt.“ Zudem flext Stahl stärker als Aluminium und dämpft so Bodenschläge, die das Handgelenk belasten.
Es gibt also jede Menge Möglichkeiten, den Widrigkeiten der derzeit noch oft auftauchenden Radwegebenutzungspflicht beizukommen und zeitgleich der Demontage dieser lästigen blauen Schilder entgegen zu arbeiten.
Der pressedienst-fahrrad hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem guten Fahrrad und dessen Anwendung mehr Öffentlichkeit zu verschaffen. Denn wir sind der Meinung, dass Radfahren nicht nur Spaß macht und fit hält, sondern noch mehr ist: Radfahren ist aktive, lustvolle Mobilität für Körper und Geist. Kurz: Radfahren ist Lebensqualität, Radfahren ist clever und Radfahren macht Lust auf mehr…
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