1. Würzburger Schimmelpilz-Forum ein voller Erfolg

Wissenschaftlich-technische Erkenntnisse, aktuelle Nachweismethoden und innovative Sanierungstechniken rund um Schimmelpilzbelastungen in Innenräumen
1. Würzburger Schimmelpilz-Forum ein voller Erfolg

Beim 1. Würzburger Schimmelpilz-Forum am Freitag, dem 18. März 2011 trafen sich Bundes- und Europaweit führende Experten und referierten über neueste wissenschaftlich-technische Erkenntnisse, aktuelle Nachweismethoden und innovative Sanierungstechniken bei Schimmelpilzbelastungen in Innenräumen. Gesundheitliche Aspekte, Ursachenforschung, Hightech Analytik, neueste Sanierungsstandards, Gerätedemonstrationen sowie rechtliche Aspekte standen ebenso im Focus wie die praxisnahe Vorführung „Schimmelspürhund im Einsatz“.

Schimmelpilzbelastungen in Innenräumen sind ein bundesweites Problem mit steigender Tendenz. Grundlage für Schimmelpilzwachstum ist Feuchtigkeit: Ursache hierfür sind oftmals eine schnellere Bauweise ohne ausreichende Trocknungszeiten, dichtere Bauweisen mit verminderter Feuchteabfuhr, verändertes Nutzerverhalten mit eingeschränktem Lüften, Wasserschäden und Baumängel. Gerade die Umsetzung der von der Energie-Einspar-Verordnung (EnEV) vorgegebenen Dämmwerte führt häufig zu oberflächlich nicht erkennbaren Wärmebrücken. Dort kann es aber raumseitig zu einer Kondensatbildung mit nachfolgendem Schimmelwachstum kommen. Tagsüber leer stehende Wohnungen und damit oftmals schlecht belüftete Innenräume sind die Regel. Sehr kalte Winter und feuchte Sommer unterstützen zudem die Schimmelbildung. Schönheitskorrekturen wie das Überstreichen befallener Wände, die Behandlung mit speziellen Chemikalien oder auch Do-it-yourself-Produkten aus dem Einzelhandel verschlimmern häufig die Situation oder helfen – wenn überhaupt – nur oberflächlich gegen Flecken und Sporen. Das eigentliche Schimmelproblem inklusive der Feuchtigkeitsursache und alle mit Schimmel verbundenen Gesundheitsbelastungen und -gefährdungen bleiben jedoch bestehen – und in der Regel unberücksichtigt.

Sichtbarer Schimmel ist dabei häufig nur die Spitze des Eisberges. Regelmäßig sind solche offensichtlichen Schäden mit versteckten, nicht-sichtbaren mikrobiellen Belastungen vergesellschaftet. Diese sind weitaus gefährlicher, weil sie schwer erkennbar sind. Oftmals finden sich gar keine grau-schwarzen Verfärbungen mit pelzigen Strukturen an Oberflächen und trotzdem liegt ein massives Problem mit Schimmelpilzen oder Bakterien vor. Sobald Feuchtigkeit beispielsweise in die nicht einsehbare Dämmebene der Fußbodenkonstruktion gelangt, führt dies dort zwangsläufig innerhalb weniger Tage zu einer mikrobiellen Aktivität – denn Feuchtigkeit ist die Grundlage für jedes Schimmelpilz- und Bakterienwachstum.

In kaum einem Fachgebiet treten so viele emotionale und aus Unkenntnis geführte Auseinandersetzungen auf wie beim Thema „Analytik und Sanierung von Schimmelpilz-, Bakterien- und Feuchteschäden“. Akteure mit unterschiedlichsten Erfahrungen, Kenntnissen und Interessen betätigen sich auf diesem Gebiet. Weil es um Gesundheit, große Schadenspotentiale, wirtschaftliche und wissenschaftliche Interessen geht, ist zwischen Panikmache und Verharmlosung ein weites Feld gegeben. Juristische Auseinandersetzungen in einer neuen Dimension stehen uns bevor. „Es ist daher wichtig die Diskussion auf eine wissenschaftlich-technische Ebene zu ziehen und sich im interdisziplinären Austausch fortzubilden“, so Dr. Gerhard Führer, Leiter des Instituts Peridomus und Initiator sowie Veranstalter des 1. Würzburger Schimmelpilz-Forums. Bundes- und europaweit führende Experten konnte er als Referenten für die Fachveranstaltung gewinnen.

„Wie macht Schimmel krank?“ lautete das Vortragsthema von Dr. med. Peter Ohnsorge aus Würzburg. Der HNO-Arzt, Allergologe und Umweltmediziner sprach von einer Zunahme Schimmelpilz verursachter akuter und chronischer Erkrankungen. „Schimmelpilze sind in der Lage auf unterschiedliche Weise objektivierbar gesundheitlich zu schädigen“, so der HNO-Arzt. „Insbesondere sind dabei allergische und toxische Reaktionen sowie Infektionen zu erwähnen. Die Erkrankungen stellen sich in einem mannigfaltigen Symptomenbild dar.“ Meist betreffe es den Atemtrakt, aber auch Kopfschmerzen, Migräne, Konzentrationsstörungen und Schwindel würden vorgetragen, anfangs oft mit einer chronischen Infektanfälligkeit verbunden, informierte der Umweltmediziner.

„In jedem Gebäude gibt es vielfältige Ursachen für Feuchtigkeit und deshalb auch für Schimmel“, so Bernhard Riedl aus München, Diplomingenieur, Architekt und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Schäden an Gebäuden. „Konstruktiv bedingt, durch (fehlerhaftes) Verhalten bei der Nutzung, schon auf der Baustelle verursacht oder durch ein zufälliges Schadensereignis entstanden – es gibt (fast) nichts, was es nicht gibt. Deshalb“, erklärte Riedl „ist es nur selten möglich, die Schadensursache(n) eindeutig zu identifizieren.“ Schon bei der Planung gelte es, nicht nur (bau-)technische Regelwerke und Normen zu erfüllen, sondern möglichst fehler- und schadenstolerante Materialien, Konstruktionen sowie Bauweisen und -arten zu wählen.

Dr. Gerhard Führer, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Schadstoffe in Innenräumen klärte auf: „In der Regel tritt sichtbarer Schimmel nicht alleine auf. Wir haben es oftmals mit versteckten, nicht sichtbaren Schimmelpilzbefällen, beispielsweise in Hohlräumen, in der Fußboden- oder in der Wandkonstruktion zu tun. Dieser Befall ist typischerweise weitaus gefährlicher, weil er oft nicht erkannt wird bzw. mit den Augen gar nicht zu erkennen ist. Hier benötigt man Spezialistenwissen und entsprechende Messgeräte sind erforderlich, um das eindeutig zu belegen.“ Der bundesweit anerkannte Experte zeigte praxisnah auf, wie man einen versteckten Schimmelschaden erkennen kann. Denn – „Erst die Kombination von Untersuchungsmethoden ergibt klare Befunde!“ so der Innenraumanalytiker. Neben neuester Erkenntnisse über Schimmelpilze und Untersuchungsmethoden erläuterte er anhand diverser Beispiele welche Methoden zum Erkennen von versteckten Schimmelpilz-/Bakterienschäden unter fachlich-sachlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten vorteilhaft sind, kombiniert werden sollten oder bezüglich einer Bewertung Schwierigkeiten bereiten.

Über die Fähigkeiten und den Einsatz von Schimmelspürhunden berichtete Thorsten Lenz, Schimmelhundeführer und -ausbilder aus Langenselbold bei Hanau. „Der Mensch verfügt über ca. 5 Millionen Riechzellen. Ein Schäferhund besitzt etwa 220 Millionen. Im Vergleich zum Menschen besitzt er ein etwa 1 Million Mal besseres Riechvermögen“, informierte Lenz. Die Nase eines Hundes könne rechts und links differenzieren. Hunde können also „Stereo“ riechen und sind auf diese Weise fähig, die Richtung einer Spur zu beurteilen und selbst eine alte Spur zu verfolgen.

Über Schimmelpilzsanierungen und deren Risiken referierte Steffen Pöthig von der Welindo GmbH Gesunde Innenräume, Himmelstadt. Er warnte: „Schimmelpilzsanierungen, gerade wenn diese nicht sachgerecht ausgeführt werden, bergen neben gesundheitlichen und wirtschaftlichen auch haftungsrechtliche Risiken für alle Beteiligten, sogar gegenüber Dritten.“ Gerade die sachgerechte Sanierung von mikrobiellen Belastungen im Fußbodenaufbau, wie bei Estrichen mit Dämmschichten, werde seit einiger Zeit in Fachkreisen sehr stark diskutiert. In diesem Zusammenhang stellte der TÜV zertifizierte Sachverständige für Schimmelpilze, das diffusionsoffene Estrichfugensystem „Schimmelstopp“ vor, eine sichere Alternative zum Komplettausbau der Fußbodenkonstruktion.

Über innovative Geräte und Verfahren rund um die Schimmelpilzsanierung informierte Edgar Gummerum, Geschäftsführer der special-clean.com GmbH. Er nannte neben den gebräuchlichen auch neue, innovative Sanierungsverfahren, bei deren Einsatz keine Sporen und Stäube während der Sanierung freigesetzt werden. Vielmehr wird die Raumluft parallel zu den Sanierungsvorgängen gereinigt. Aufwändige Staubschutz- sowie Personenschutzmaßnahmen wären nicht mehr erforderlich.

Über rechtliche Aspekte informierte Kathrin Schilling aus Würzburg, Die Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht in der Kanzlei Ulbrich & Kollegen erläuterte die rechtlichen Grundzüge der Problematik Schimmel und dessen Ursachen. Sie beleuchtete die sich jeweils ergebenden Ansprüche der Beteiligten im Kauf- bzw. Werkvertragsrecht aus Sicht des Käufers bzw. Bauherrn. Dargestellt wurden insbesondere der Mangelbegriff, die einzelnen Mängelrechte und ihre „Hierarchie“, die Abgrenzung der Verantwortlichkeiten und die jeweiligen Besonderheiten.

Initiator und Veranstalter des 1. Würzburger Schimmelpilz-Forums ist das unterfränkische peridomus Institut Dr. Führer.

nstaltungen
Das 1993 gegründete Institut Peridomus führt bundesweit „Innenraumchecks“ zur Klärung und Vermeidung von Gebäudebedingten Erkrankungen durch. Vor dem Hintergrund neuester naturwissenschaftlicher und medizinischer Erkenntnisse erfolgt dabei eine chemisch-analytische und mikrobiologische Bestandsaufnahme von Wohnungen, Büroräumen, Häusern und öffentlichen Gebäuden.

Institut peridomus Dr. Führer
Dr. Gerhard Führer
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