Bestattungskultur in Ägypten – comapss international über Religion und Rituale

compass international gibt interessante Einblicke in die Bestattungskultur in Ägypten

Besondere Rituale gibt es in jedem Land. Vor allem in der Bestattungskultur zeigen sich im internationalen Vergleich viele Unterschiede – so auch in Ägypten. Dass Vorstellung und Realität weit auseinandergehen können, weiß Mohamed El-Bastawisy, interkultureller Trainer für compass international. „Opulente Grabkammern, geheimnisvolle Pyramiden und Pharaonen – so oder so ähnlich stellt man sich die ägyptische Bestattungskultur vor. Doch die Mumien und zahlreichen Grabbeigaben, die man in ägyptischen Museen betrachten kann, haben mit der heutigen Bestattungskultur des Landes nichts mehr zu tun.“

Mohamed El-Bastawisy erlebte die Bestattungsrituale als sein bester Freund verstarb. „Bald schon stand ein muslimischer Totenwäscher vor der Tür und half den Anwesenden der Familie dabei, den Toten zunächst zu waschen, um ihn danach in ein weißes Tuch zu wickeln. Diese rituelle Waschung ist wichtig, da der Tote ,zwischen den Händen Allahs“ rein erscheinen muss, ähnlich wie vor dem Gebet. Anschließend wird dessen Kopf hochgebunden, um den Mund geschlossen zu halten. Nase und Ohren werden mit Watte geschlossen, um ein Austreten von Flüssigkeit zu verhindern, welche den Toten beschmutzen könnte. Hin und wieder wird der Tote auch großzügig mit Parfum und Eau de Cologne besprüht, sodass er vor Allah gut riecht“, berichtet der Experte für interkulturelle Kompetenz.

Nach dieser Prozedur wurde der Verstorbene schließlich zur Moschee gebracht, in der gemeinsam gebetet wurde. Im Anschluss daran wurde er nach Ägypten geflogen, um dort seine letzte Ruhe zu finden. Nach der Überführung in die Kairoer Moschee, konnte das Ritual schließlich weitergeführt werden. „Dort wird der Sarg erneut geöffnet und der Verstorbene im Tuch herausgenommen und nach Mekka ausgerichtet. Nun wird erneut gebetet. Es soll dem Toten dabei helfen, jene Fragen zu beantworten, die ihm die Engel Munkar und Nakir im Grab stellen werden. Das sogenannte „talqn“ ist somit Gebet und Instruktion zugleich. Fragen wie: ,Wer ist dein Gott?“ und „Wer ist dein Prophet?“ entscheiden, ob sich für den Toten die Pforten des Paradieses öffnen werden oder die der Hölle“, berichtet El-Bastawisy.

„Nach dem Gebet wird der Sarg, auf den Schultern der Männer der Familie, auf den Friedhof getragen. Von den Frauen wird erwartet, dass sie sich im Hintergrund halten. Außerdem erwartet man ihr lautes Weinen und Klagen. Gleichzeitig werden sie dazu ermutigt, nicht zu verzweifeln und die Hoffnung in Allah zu legen“, erklärt El-Bastawisy abschließend.

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