Sorgen über die EU-Schuldenkrise; schwacher US-Arbeitsmarkt verunsichert Anleger

Kurzfristige taktische Untergewichtung in Industrieländeraktien
Sorgen über die EU-Schuldenkrise; schwacher US-Arbeitsmarkt verunsichert Anleger
BNP Paribas Investment Partners

(ddp direct) Die Märkte hatten in der letzten Woche viele negative Nachrichten zu verdauen. Die europäische Schuldenkrise entwickelte sich eindeutig in die falsche Richtung, die EZB hob die Leitzinsen – wie angekündigt – an, und deutete an, dass weitere Leitzinserhöhungen folgen könnten. Der US-Arbeitsmarkt blieb schwach, und es wurden im Hinblick auf die Erhöhung der Schuldengrenze in den USA kaum Fortschritte erzielt.

Die erhöhten Spannungen auf dem Staatsanleihenmarkt der Eurozone, die schwachen Konjunkturdaten aus den USA und die mangelnden Fortschritte in der Debatte über die Schuldengrenze in den USA haben auf kurze Sicht die Ungewissheiten verstärkt, was für eine kurzfristige taktische Untergewichtung der Industrieländeraktien spricht. Bei den Schwellenländeraktien behalten wir unsere neutrale Gewichtung bei. Wir sind fest davon überzeugt, dass der Ausblick auf lange Sicht positiv ist, gehen jedoch davon aus, dass die Märkte das Nachlassen des Wirtschaftswachstums, die hartnäckige Inflation und die geldpolitische Straffung noch nicht völlig eingepreist haben.

Die jüngste Entspannung der europäischen Schuldenkrise hat nicht angehalten. Die Märkte haben in Bezug auf Griechenland ihre Geduld verloren, da das Land bei der Reduzierung seines Haushaltsdefizits in Verzug geraten ist und es dem Privatisierungsprogramm bisher an Dynamik fehlt. Die von den Banken vorgeschlagene Laufzeitverlängerung der Staatsanleihen hat sich angesichts der Sorge, dass die Ratingagenturen dies als Zahlungsunfähigkeit Griechenlands werten könnten, nicht konkretisiert. Auch Moody’s Herabstufung der portugiesischen und irischen Staatsanleihen auf Ramsch-Status war der Anlegerstimmung nicht zuträglich.

Italien ist plötzlich als Risikofaktor auf den Radarschirmen der Anleger erschienen. Interne Streitigkeiten über das Sparprogramm erschreckten die Märkte und ließen die italienischen Risikoaufschläge in etwa auf das Spread-Niveau der spanischen Staatsanleihen ansteigen. Die Gefahr besteht darin, dass Spanien oder Italien in eine Abwärtsspirale nachlassender Glaubwürdigkeit und steigender Anleiherenditen geraten könnte. Vor allem Italien ist zu groß für eine Rettung durch die anderen Mitglieder der Eurozone, aber wir glauben nicht, dass es soweit kommen wird. Wenn es beide Länder schaffen, ihre Haushaltsdefizite zu verringern und das Niveau ihrer Staatsverschuldung zu stabilisieren, dürften sie das Vertrauen des Marktes zurückgewinnen. In der Zwischenzeit wird die Volatilität auf den Renten- und Aktienmärkten aller Wahrscheinlichkeit nach weiter hoch bleiben.

Der US-Arbeitsmarktbericht fiel in jeder Hinsicht enttäuschend aus. Die Gesamtbeschäftigung nahm so langsam zu wie zuletzt im September 2010. Die Schaffung von Arbeitsplätzen im privaten Sektor erreichte den niedrigsten Stand seit Mai 2010. Die Beschäftigungszahlen für die beiden Vormonate wurden nach unten korrigiert. Die Arbeitslosenquote stieg auf 9,2%. Die hohe Arbeitslosigkeit hat die Stundenlohnerhöhung weiter gebremst. Diese Flaute könnte ausschließlich auf das schwache Wirtschaftswachstum zurückzuführen sein. In Anbetracht der Komponente Einstellungsabsichten in der ISM- und der NFIB -Umfrage rechnen wir jedoch damit, dass sich der Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten wieder erholen wird.

Die EZB hob den Leitzins für die Eurozone letzte Woche um 25 Basispunkte an und schlug einen restriktiven Ton an, als sie auf die positive Dynamik der Wirtschaftstätigkeit verwies und anmahnte, dass die steigende Inflation nicht zu Zweitrundeneffekten führen dürfe. Daher mag es den Anschein erwecken, als sei die EZB bereit, die Leitzinsen in diesem Jahr noch weiter zu erhöhen. Wir bezweifeln jedoch, dass es zu weiteren Leitzinserhöhungen kommen wird. Die Sparmaßnahmen und der (trotz des Ausverkaufs in den letzten Tagen) teure Euro dürften das Wachstum belasten. Bei einer durchschnittlichen Arbeitslosigkeit von 10% scheinen Zweitrundeneffekte eher unwahrscheinlich. Die Inflation sollte nachlassen, wenn die Ölpreise – wie erwartet – langsamer steigen.

Während die EZB nach der Herabstufung durch Moody’s ihre Regeln über die Hinterlegung portugiesischer Staatsanleihen als Sicherheit lockerte und den portugiesischen Banken auf diese Weise den Zugang zu Liquidität sicherte, sprach sie sich weiterhin entschieden gegen eine Beteiligung des privaten Sektors an den Rettungsmaßnahmen und gegen Zahlungsausfälle aus. Sie vertrat weiter die Meinung, dass die Peripherieländer ihre Sparprogramme fortsetzen sollten, um ihre Haushalte zu sanieren.

Laut dem Sitzungsprotokoll des Offenmarktausschusses vom 21./22. Juni sind einige amerikanische Geldpolitiker der Ansicht, dass gegebenenfalls zusätzliche Konjunkturanreize in Betracht gezogen werden müssten, wenn das Wirtschaftswachstum zu schwach bleibe, um die Arbeitslosigkeit spürbar zu reduzieren. Für andere wiederum bedeutete der Anstieg des Inflationsrisikos, dass von der akkommodierenden Geldpolitik Abstand genommen werden sollte. Wir rechnen mit keiner weiteren Runde geldpolitischer Anreize. Allerdings spricht der mangelnde Konsens dafür, den Status Quo beizubehalten. Das heißt: keine Zinserhöhungen in diesem Jahr und Wiederanlage der Erlöse aus den von der Fed gehaltenen fällig werdenden Mortgage Backed Securities und Treasuries.

Joost van Leenders,
Spezialist für Asset Allocation und Anlagestrategie
BNP Paribas Inverstment Partners

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* Quelle: BNPP IP am 31. März 2011

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