Konfliktfelder in der Kita

Konfliktfelder in der Kita
Erstmalig werden in diesem Buch alle Konfliktfelder einer Kita thematisiert.
Das allgemeine Konfliktmanagement und die Gestaltung der Beziehungen wird nicht nur theoretisch abgehandelt, es wird auch ein vielfältiges Repertoire an praxisorientierten Bewältigungsstrategien vorgestellt. Im Fokus stehen alle beteiligten Parteien und ihre unterschiedlichen Konfliktfelder: Kinder, Eltern, Träger, Team und das weitere Umfeld. Auch die Gesundheit der ErzieherInnen, die durch zunehmende Arbeitsbelastung in Gefahr geraten kann, sprechen die Autoren an und zeigen Lösungsstrategien auf.

Konfliktfelder in der Kita

Konfliktfelder in der Kita

Die eigene Konfliktsozialisation
Können Sie sich an eigene Konflikte erinnern? Welcher Art waren die Konflikte? Wurden sie offen ausgetragen? Oder wurden sie nicht wahrgenommen, bagatellisiert, vertuscht, verzerrt, verschoben, verleugnet oder umgeleitet? Gab es in Ihrer Familie ein schwarzes Schaf? Wie waren die einzelnen Konfliktstile Ihrer Familienmitglieder? Können Sie sich an Streit- und Konfliktgespräche erinnern? Gab es Lösungsversuche? Welche Dauerthemen gab es? Welche Kampfmittel wurden eingesetzt?
Wie war die Machtbalance? Wie wurde das sichtbar? Welche Koalitionen gab es? Waren diese stabil oder wechselten sie? Wer saß zwischen den Stühlen? Herrschte eine Stimmung der achtsamen Einfühlung oder eher der Abkapselung oder des Rückzugs vor? Wie war das Klima zwischen den Familienmitgliedern? War es eher kalt, warm oder heiß? Wie wurde im Konflikt mit der sensiblen Dimension Nähe – Distanz umgegangen? Wurde in Ihrer Familie eher gefühlsbetont oder eher gefühlsarm reagiert? Welche Drohgebärden wurden eingesetzt? Wie signalisierten die Beteiligten, dass Grenzen erreicht waren? Können Sie sich eher an ein Klima der Flexibilität, Kreativität oder eher an ein Klima des Beharrens und der Rigidität erinnern? Wurde in Konfliktsituationen eher aggressiv (Wut, Zorn, Hass), depressiv (Schweigen, Rückzug, Trauer, Resignation, Hilflosigkeit, Ohnmacht) oder initiativ (anpackend, direkt, Lösungen anbietend, respektvoll, motivierend, achtsam, mitfühlend) reagiert?

Was fällt Ihnen zum Wort Konflikt ein? An was denken Sie, wenn Sie es hören? Welche Bilder tauchen unmittelbar auf, wenn Sie an Konfliktsituationen denken? Wie sieht Ihre Gesamtbilanz zum Thema Konflikt aus? Überwiegen eher positive, negative oder neutrale Assoziationen? Nehmen Sie sich Zeit für diese Fragen. Es geht dabei nicht darum, sie alle zu beantworten, sondern die Bilder aus der Erinnerung aufsteigen zu lassen. Sie werden sehen, dass die Botschaften, die in diesen Bildern zum Umgang mit Konflikten transportiert werden, auch heute noch Auswirkungen auf Ihr Konflikthandeln haben. Vergleichen Sie einmal die Umgangsformen im Zusammenhang mit Konflikten in Ihrer Ursprungsfamilie mit den Umgangsformen, die Sie heute selbst einsetzen. Sind sie tatsächlich so verschieden? Und wenn ja, worin unterscheiden sie sich? War es eine bewusste Entscheidung, anders damit umzugehen oder hat es sich einfach so ergeben? Sind Sie zufrieden, mit den ritualisierten Umgangsformen, die Sie in Ihrer Berufsrolle zur Verfügung haben? Während Eltern und Erzieherinnen zumeist unendlich viel Geduld bei der Förderung körperlicher und sprachlicher Fertigkeiten haben und mit großem Eifer die klassische Bildung von Kindern fördern, lehren sie die Kinder sehr viel seltener, wie man richtig kommuniziert, zuhört oder wie man Probleme konstruktiv löst und Ich-Du-Beziehungen eingeht.

Die Vorbildfunktion der Erzieherin
Jeder Erwachsene hat Gefühle. Solche, die er kennt, die er akzeptiert und äußert, und solche, die er zwar kennt, aber nicht äußern will. Aber auch solche, von denen er nichts weiß, die er weder fühlen noch annehmen kann. In letzterem Fall spricht man von Schattenanteilen. Kinder spüren instinktiv, was Erwachsene an Gefühlen zulassen können und wovor sie sich verschließen, und nicht selten schaffen sie unbewusst immer wieder Situationen, die die Erzieherinnen mit diesen unbekannten Gefühlen konfrontieren und ihnen die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln. Wenn Erzieherinnen also genau hinhören auf das, was die Kinder in ihrem Handeln transportieren, dann können sie durchaus auch etwas für sich selbst dazu lernen. Denn die Kinder helfen ihnen, den blinden Fleck zu entdecken (nach Jung“scher Terminologie Schattenanteil genannt), den mit Sicherheit alle Erzieherinnen irgendwo haben. Wir alle haben unsere je eigene Brille, durch die wir die Welt sehen und manchmal müssen wir, so schmerzhaft das auch sein mag, den Blick über den Tellerrand hinaus öffnen, für das, was es außerhalb unserer Vorstellungen noch auf der Welt gibt. So finden wir manches, was die uns anvertrauten Kinder machen, gut und anderes weniger gut, manches vielleicht sogar schlecht oder sogar regelrecht verwerflich.

Kinder spüren ganz genau, dass nur ein Teil der eigenen Persönlichkeit liebenswert ist. Da sie es den Erzieherinnen recht machen wollen, beginnen sie Dinge von sich auszugrenzen. Es kommt zur Abspaltung von Persönlichkeitsanteilen, die dann unter Umständen auch nicht mehr so direkt zugänglich sind. Als positiv erleben Erzieherinnen es z. B., wenn das Kind erfolgreich, selbstbewusst, gesund, großzügig, verständnisvoll, gescheit, einfühlsam, durchsetzungsfähig, lebenszugewandt ist. Was aber, wenn es sich auch als verletzlich, als geizig und kleinlich, als selbstbezogen und egoistisch, als deprimiert, als mittelmäßig, gescheitert, ratlos, überfordert, beschränkt, krank, plump, schüchtern, gehemmt, verklemmt und ängstlich erweist? Je nach Eigenschaft kann das zur Aufwertung, aber auch zur Abwertung des Kindes führen. Bewertungen wiederum können nachhaltig das Kindergruppenklima stören.

Fantasien, Ideen, Gedanken, die wir uns über den anderen machen, können dazu dienen, den Zugang zu ihm zu finden und also Brücke sein, sie können aber auch der Abgrenzung, der Zurückweisung, der Ablehnung zuarbeiten und unüberbrückbare Mauern aufbauen. Sind wir in der Lage, immer wieder die Mauern aufzuweichen, die zwischen uns und den uns anvertrauten Kindern entstehen?

Hier noch ein paar Fragen zum Innehalten für Sie als Erzieherinnen, denn wer Beziehungs- und Kommunikationskultur verantwortlich prägen will, muss sich eben immer wieder auch Gedanken über sich selbst und seinen Schatten machen, allerdings ohne sich zu zermartern: Wer bin ich? Was brauche ich? Was erwarte ich vom Leben? Wer ist dieses Kind vor mir? Was erwartet, was braucht es von mir?
Was kann ich ihm geben? Was bleibe ich ihm schuldig? Was darf ich mir von ihm schenken lassen und wo überfordere ich es? Wie viel ungelebte Sehnsucht nach Geborgenheit, Heimat und Wurzeln, aber auch nach Selbstentfaltung, Ich-Werdung und Flügeln trage ich in mir? Welche Impulse in mir drängen danach, gelebt zu werden? Welche Bedürfnisse bleiben in meinem Leben bisher unbefriedigt? Wie gehe ich mit den bisher ungelebten Anteilen meiner Person um? Übertrage ich Ungelebtes auf die mir anvertrauten Kinder oder auf andere Menschen, die stellvertretend das verwirklichen sollen, was mir schwerfällt? Versuche ich bei anderen Menschen das zu unterdrücken, was ich selbst (noch) nicht leben kann? Oder schaffe ich es, immer wieder mit meiner Sehnsucht Kontakt aufzunehmen und kleine Schritte mit Verwirklichung von Sehnsucht zu machen?….

Kinder brauchen präsente erwachsene Vorbilder mit persönlichem Erfahrungswissen im Konflikthandeln. Denn Kinder wollen auch etwas über Probleme, ihre Formen und ihre Gesetzmäßigkeiten begreifen lernen. Sie wollen lernen, Probleme auszudifferenzieren und zu versprachlichen.

Es sollte für die Kinder sichtbar werden: Welche Ziele verfolgen wir gemeinsam im Beziehungskontext und auf der Grundlage welcher Grundsätze? Was sind die Werte, von denen sich die Gruppe führen lässt? Wie kann die Gruppe die Verwirklichung ihrer Vorstellungen von Gruppe sein umsetzen? Mit welchen Mitteln, über welche Wege, mit welchen Verantwortlichkeiten und mit welchen Umgangsformen?

Wer an der Entwicklung von Lösungen selbst beteiligt war, ist auch bereit, für ihre Umsetzung Verantwortung zu übernehmen,- könnte eine Leitlinie sein, von der sich Erzieherinnen in ihrem Erziehungsverhalten führen lassen. Die Kinder können so Einblick in die Gesetzmäßigkeiten von Konflikte Konflikten und die damit verbundenen Prozesse erhalten und ein Gefühl dafür entwickeln:

-wie Konflikte entstehen,
-wie man Konflikten vorbeugen kann,
-wie Konfliktmanagement im Kita-Umfeld sinnvoll eingesetzt werden kann,
-was Sie selbst zur Bewältigung eines Konfliktes leisten können,
-wie eine Lösung aussehen kann und wer eventuell helfen kann

Hinweise für eine gelingende Streitkultur
Ganz wichtig beim Streiten ist – vorausgesetzt, Sie wollen zu einem konstruktiven Ergebnis kommen -, den richtigen Zeitpunkt für eine Aussprache zu finden. Bringen Sie den Konflikt nicht unbedingt dann auf den Tisch, wenn die Streitpartner gerade im Stress sind oder vielleicht einfach noch an ihrer Streitposition festhalten wollen. Versuchen Sie zu diesem Zeitpunkt auch nicht, eine Lösung zu erzwingen. Gelungenes Streiten folgt ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten. Es braucht immer wieder die Möglichkeit Abstand zu nehmen, um zu einem neuen Anlauf ansetzen zu können und es braucht nach einer Phase des Bemühens, die Fähigkeit abwarten zu können, was sich danach auftut. Vertrauen Sie dabei darauf, dass sich am Ende eine Lösung gestaltet, mit der alle leben können….

Joachim Armburst, Melina Savvidis, Verena Schock
Konflickfelder in der Kita
ISBN 978-3-525-70141-6
Vandenhoeck & Ruprecht

Unsere Stärke ist die Beziehungsarbeit, das Versprachlichen und Strukturieren von Zusammenhängen, wie auch das Entwickeln von tragfähigen und zukunftsweisenden Lösungen.
Wir bieten Ihnen Beratung und Therapie, einzeln und in Gruppen, Psychotherapie, Paartherapie, Familientherapie, Supervision, Fallbesprechungsgruppen, Teamklärung, sowie Organisations- und Personalentwicklung, Führungskräftetraining, Konfliktmanagement, Mediation, Coaching, als auch betriebliche und berufliche Fort- und Weiterbildungen zu den unterschiedlichsten Themenschwerpunkten an.
Einen besonderen Blick in unserer Arbeit richten wir auf Ethik und Alltagshandeln, Wertebildung, interne Kommunikation, subjektive Bedeutungsgebung und Sinnstiftung. Dabei spielt auch das narrative Management eine Rolle.

Unsere Ansätze gründen auf folgenden Methoden:
systemische Familientherapie
Paartherapie
tiefenpsychologisch fundierte Therapieformen
Integrative Primärtherapie
Psychodrama für Kinder und Jugendliche
Neurolinguistisches Programieren NLP
Wahrnehmungstherapie
Gestalttherapie
prozessorientierte Psychologie
Wir bieten zudem spezielle Präventions- Seminare, Konflikttrainings-Seminare, Wertebildungs-Seminare, Leadership- Seminare, themenspezifische Gesprächsgruppen, zielgruppenzugeschnittene Kurse/Gruppen, aber auch Inhouse-Seminare, Begleitung und Unterstützung von Projekten, sowie die Steuerung von Organisationsentwicklungsprozessen an.
Haben Sie noch weitere Fragen oder benötigen detaillierte Informationen?

Aktuell: Wir bieten Ausbildungen zum Punkt-Genau-Coach, zum/r Systemischen Berater/In und zum/r Heilprozessbegleiter/In an.
Die nächste Ausbildungsgruppe zum Punkt-Genau-Coach beginnt am 20.- 22. April 2012. Die Kosten für die 6 Module ( 6 x 3 Tage) belaufen sich auf 1 800 Euro plus MwSt., Ratenzahlung ist möglich.
Die nächste Ausbildungsgruppe zum Heilprozessbegleiter beginnt am 4.- 6. Mai 2012. Die Kosten für die 12 Module (12 x 3 Tagen) belaufen sich auf 3 600 Euro plus MwSt., Ratenzahlung ist möglich.
Die nächste Ausbildung zum Systemischen Berater beginnt am 2.- 4. März 2012. Sie beinhaltet auch das Familienaufstellen. Die Kosten für die 6 Module (6 x 2 1/2 Tage) belaufen sich auf 1 500 Euro plus MwSt, Ratenzahlung ist möglich.

Kontakt:
Praxis für Psychotherapie, Paartherapie, Supervision, Coaching, Mediation und Prozessgestaltung
Joachim Armbrust
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joachim.armbrust@t-online.de
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